Mückenschutz

Mücke

Stechmücken sind bei den Menschen wenig beliebt. Wohl kaum jemand hat noch keine Bekanntschaft mit den winzigen Blutsaugern gemacht. Sei es durch einen Stich oder dadurch, dass eine summende Mücke ihm in der Nacht den Schlaf geraubt hat. Dabei sind wir in Mitteleuropa noch recht gut dran; die Stiche der lästigen Plagegeister heilen in der Regel innerhalb weniger Tage ab. Anders sieht es in den Tropen aus, wo Stechmücken als Überträger von Krankheiten wie z. B. Malaria gefürchtet sind.

Etwa 3.000 verschiedene Arten gibt es auf der Welt, ca. 100 von ihnen leben in Mitteleuropa. Sie teilen sich in zwei große Gruppen auf: die "Culicini" und die "Anophelini" (Fiebermücken). Beide Gruppen lassen sich anhand ihrer Körperhaltung recht gut unterscheiden. Während die Culicini ihren Körper etwa parallel der Oberfläche halten auf der sie sitzen, halten die Anophelini ihren Körper diagonal, wobei der Stechrüssel fast den Boden berührt und der Hinterleib "in den Himmel" zeigt. Selten werden Stechmücken größer als 1 cm. Nur die Weibchen saugen Blut, das sie für die Entwicklung ihrer Eier benötigen. Wenige Arten kommen ohne Blut aus, sie saugen - genauso wie alle Männchen - Pflanzensäfte. Die Männchen lassen sich an ihren lang gefiederten Fühlern von den Weibchen unterscheiden.

Die Entwicklung ist an Wasser gebunden, die Eier werden entweder direkt ins Wasser oder aber in die unmittelbare Umgebung abgelegt. Bevorzugt werden stehende Gewässer, es reichen oft schon kleinste Ansammlungen. Die Eier der Anophelini können schwimmen und sind im Gewässer verteilt; die der Culicini werden in Gruppen abgelegt. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven häuten sich viermal bis sie das Puppenstadium erreicht haben, aus der Puppe schlüpft das adulte Insekt. Larven als auch Puppen atmen durch ein Atemrohr, sie hängen dafür unmittelbar unter der Wasseroberfläche. Dabei liegen die Anophelini parallel zur Wasseroberfläche, während die Culicini schräg im Wasser hängen. Die Entwicklung ist stark von der Temperatur abhängig und bei den mitteleuropäischen Arten ab ca. 10 C° möglich. Unter optimalen Bedingungen benötigt eine Generation etwa 3 Wochen. Am Niederrhein kann es bis zu sieben Generationen im Jahr geben.

 

Obwohl es viele Arten von Stechmücken gibt, hat der Mensch in aller Regel nur mit wenigen Kontakt. Eine der häufigsten ist die "Hausmücke" (Culex pipiens) sie sticht allerdings relativ selten. Die "Ringelschnacke" (Culiseta annulata) ist vergleichsweise groß und fällt wegen ihrer schwarzweiß geringelten Beine auf. Auch einige "Malaria-Mücken" (Anopheles spec.) leben in unserer Nachbarschaft, die Malariaherde in Deutschland scheinen jedoch erloschen zu sein. Recht häufig sind auch die "Gelbfiebermücken" (Aedes aegypti) und ihre Verwandten. Viele "Wald- und Wiesenmücken" fallen unter diese Gruppe.

 

Bevor eine Mücke ihr Opfer stechen und sich ihre Blutmahlzeit holen kann, muss sie es erst einmal finden. Hierzu haben die Tiere höchst empfindliche Sinnesorgane entwickelt. Mit ihnen können sie z. B. kleinste Mengen an CO2 und Schweiß wahrnehmen; selbst weibliche Geschlechtshormone werden wahrgenommen. Aus diesem Grund werden vermutlich Frauen öfter gestochen als Männer, die "Gelbfiebermücke" bevorzugt jedoch nachweislich Männer. Auch Temperaturveränderungen werden genau registriert. Das Sehvermögen spielt hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Keinesfalls werden nur Menschen gestochen, Säugetiere, Vögel, Kriechtiere, ja sogar Insekten stehen auf der Speise- oder besser Getränkekarte. Die Vorliebe für bestimmte Wirte ist dabei oft artspezifisch.

 

Ist ein potentieller Blutspender gefunden, beginnt die Mücke mit ihren hochentwickelten Mundwerkzeugen die Haut zu durchstechen. Dabei wird der Stechrüssel in ca. 50 sec. bis zur Hälfte in die Haut eingesenkt. Die Mücke versucht eine Kapillare anzustechen und das Blut aufzunehmen. Während des 2-3 Minuten dauernden Saugvorgangs wird Speichel injiziert, er hemmt die Blutgerinnung und fördert den Durchfluss des Blutes durch den Stechrüssel. Im Speichel ist Histamin enthalten, dass vermutlich auch für den Juckreiz verantwortlich ist, der wenige Minuten nach dem Stechvorgang beginnt. Wird die Mücke während des Stechvorgangs erschlagen, kann es vorkommen, dass durch den Schlag eine große Menge an Speichel injiziert wird und der Juckreiz dadurch um so größer wird. Je nach Art stechen die Mücken zu unterschiedlichen Tageszeiten. Die "Hausmücke" und die "Ringelschnacke" stechen vor allem nachts, die Arten der Gattung Aedes am Tag.

 

Um sich vor den blutgierigen Insekten zu schützten gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zunächst einmal ist die Zahl der potentiellen Entwicklungsstellen gering zu halten. Da Mücken auch kleinste Gewässer zur Entwicklung nutzen, gilt diesen besondere Aufmerksamkeit. Regentonnen sind zu verschließen und das Wasser in Vasen ist regelmäßig auszutauschen. Sofern dies unmöglich ist, kann, sofern keine anderen Tiere in dem Gewässer leben, ein Tropfen Spülmittel weiterhelfen. Er hebt die Oberflächenspannung des Brutgewässers auf, die Larven und Puppen der Mücken ersticken, da sie nicht mehr atmen können. Besitzer von Gartenteichen müssen wohl immer mit einer gewissen Anzahl an Mücken leben, jedoch lässt sich diese durch den Besatz des Teiches mit Moderlieschen auf ein erträgliches Maß reduzieren. Wer in "Mückengebieten" lebt der schützt sich und sein Heim am besten aktiv. Fenster und Türen können mit einer Gaze bespannt werden und im Freien ist entsprechende Kleidung angebracht. Mittlerweile gibt es auch viele Mittel zum Auftragen auf die Haut. Sie verderben den Mücken den Appetit und sind - in maßvoll angewendet - überwiegend unbedenklich für den Menschen. Von Insektengiften ist generell abzuraten, die Nebenwirkungen sind riskanter als die Mückenstiche selbst. Der Handel propagiert oft auch Geräte, die einen für den Menschen nicht hörbaren Ton ausstrahlen - er soll die Mücken fernhalten. Die Wirkung dieser Geräte ist jedoch umstritten, da bisher nur für die Mückenmännchen nachgewiesen wurde, dass sie akustische Signale wahrnehmen können; es stechen jedoch die Weibchen.

 

Bei allen Abwehrmaßnahmen gegen die lästigen Plagegeister sollte nicht vergessen werden, dass sie in der Natur durchaus ihre Bedeutung haben. Die Larven filtrieren das Gewässer in dem sie sich entwickeln und bilden selber ein wichtiges Glied in der Nahrungskette. Auch die adulten Mücken werden von anderen Tierarten, z. B. Fledermäusen, gefressen und haben durchaus ihre Funktion in der Natur.

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel von Klaus Kretschmar, erschienen im Naturspiegel , Heft 51